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Werteorientierte
Personalarbeit
MARILYN SCHRÖDER

DIE ARBEIT
VON OBEN SEHEN

Expertentum oder Ganzheitlichkeit?
Die meisten Unternehmen organisieren sich funktional. Das bedeutet nach Funktionen wie Design, Engineering, Production, Sales, Finance, HR, Logistik, Service et cetera. Das tun Unternehmen, damit eine tiefe Expertise in den Funktionen erworben werden kann.
Und was passiert? Im besten Fall genau das, aber leider auch das: Menschen bauen Burgen, verstecken sich hinter deren Mauern oder machen es sich dort gemütlich. Manch einer vergräbt sich tief und tiefer, erhöht sogar seine Expertise (gebraucht oder nicht gebraucht). Dann können sie das große Ganze nicht mehr sehen. Das aber ist wichtig. Wichtig für den Erfolg. Dafür, dass das Unternehmen am Ende liefern kann.
Mitarbeiter, die die Abhängigkeiten zwischen den Departments nicht sehen können, die das Ineinandergreifen von Arbeitsprozessen nicht auf dem Schirm haben, haben auch keine Beziehung zum Rest, also zum großen Ganzen. Silodenken und Tunnelblick als Bremsen sind in diesen Fällen vorprogrammiert.
Ganzheitlichkeit motiviert
Vergleicht man das Engagement von Mitarbeitern in kleinen Teilbereichen mit dem von Mitarbeitern, die für ein Produkt von Anfang bis Ende verantwortlich sind, wird schnell klar: Ganzheitlichkeit motiviert. Eine Gruppe von Azubis, die ein Projekt »Weihnachtsmarkt« bekommt, bei dem sie von der Bestellung der Ware bis zur Planung der Flächen sowie Durchführung des Verkaufs verantwortlich sind, werden am Ende im Verkauf alles daransetzen, dass das Zeug verkauft wird, welches sie ausgesucht und bestellt haben. Werden sie nur für den Abverkauf der Ware eingesetzt, werden sie nur »ihren Job tun«.
Der Jurist (Strafverteidiger) und Autor Ferdinand Schirach erzählt in seinem Buch »Strafe« von einem Fall, wie eine (unschuldige) Strafgefangene ihre Arbeit verrichtet, die automatisiert an einer Maschine Teile abwirft. Und was passiert, als sie schließlich ganze Produkte fertigen darf. Es rettet ihre Tage im Gefängnis. Weitere Beispiele werden Sie in jedem Arbeitsplatzkontext finden.
Im Business unserer Zeit haben Schnelligkeit, Verschlankung von Prozessen sowie im Zusammenhang die Kostenargumente einen starken Fokus. Der Preis dafür ist die sinkende Motivation bei gleichzeitig schwindender Innovationskraft. Es gehört zur Ironie des Business, dass dieser schleichende Effekt oft nicht oder zu spät erkannt wird. Denn es braucht den BLICK VON OBEN.
HR gestaltet Crossover
Aber nein, es gibt kein entweder oder. Expertentum und Ganzheitlichkeit. Beides ist wichtig. Jedoch lohnt es sich, mit zunehmender Unternehmensgröße hinzuschauen. Wie ist das bei uns? Bleibt die Ganzheitlichkeit auf der Strecke? Hoffentlich nicht. Doch der Hoffnung fehlt die gestalterische Kraft. Die kommt von HR!
HR schafft die Voraussetzungen dafür, dass Mitarbeiter über ihren Tellerrand sehen können, ein Verständnis für angrenzende Abläufe bekommen. Dafür, dass eine Kultur der Zusammenarbeit entsteht. Crossover Konzepte, die in der gesamten Talent Management Pipeline verankert sind, ermöglichen es dem Einzelnen die Arbeit auch von oben zu sehen.
12.06.2024
Marilyn Schröder